Einführung in den Begriff ACAB
Allgemeine Bedeutung von ACAB
ACAB – vier Buchstaben, die seit Jahrzehnten weltweit polarisieren. Die Abkürzung steht für “All Cops Are Bastards”, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „Alle Polizisten sind Bastarde“. Eine radikale und provozierende Aussage, die nicht selten auf Hauswänden, Jacken, Aufklebern oder bei Demonstrationen zu finden ist. Doch was steckt wirklich dahinter?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass der Begriff weniger eine wörtliche Beleidigung jedes einzelnen Polizeibeamten sein soll, sondern vielmehr Ausdruck einer tiefen Systemkritik ist. ACAB wird häufig von Menschen verwendet, die sich von der Polizei nicht gerecht behandelt fühlen – sei es aufgrund von Polizeigewalt, Racial Profiling, oder mangelnder Transparenz.
Dabei ist der Begriff bewusst provokant gewählt. Er will aufrütteln, schockieren und Diskussionen anregen. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Videos von Polizeieinsätzen im Netz kursieren, bekommt ACAB eine neue Aktualität. Doch diese Pauschalisierung ruft nicht nur Zustimmung hervor, sondern auch massive Kritik – sowohl aus juristischer als auch gesellschaftlicher Sicht.
ACAB ist also nicht einfach ein Schimpfwort, sondern ein kulturelles Symbol, ein Statement gegen Polizeigewalt und Autoritätsmissbrauch – allerdings mit einer polarisierenden Wirkung.
Ursprung und historische Entwicklung des Begriffs
Der Begriff „ACAB“ tauchte erstmals in den 1940er Jahren in England auf. Damals wurde er von Gefängnisinsassen verwendet, die ihre Missachtung gegenüber Gefängniswärtern und Polizeibeamten zum Ausdruck bringen wollten. Die Parole verbreitete sich in den folgenden Jahrzehnten über verschiedene Subkulturen hinweg – insbesondere in der Punk- und Skinheadszene.
In den 1980er Jahren erlebte der Begriff durch die britische Punkbewegung einen erneuten Aufschwung. Songs, Graffitis und Aufnäher mit der Abkürzung machten ihn bald auch außerhalb der Subkulturen bekannt. Von dort aus wanderte ACAB durch Musik, Mode und soziale Bewegungen in andere Länder – auch nach Deutschland.
Im Laufe der Zeit wurde ACAB nicht nur zu einem Ausdruck der Ablehnung gegenüber der Polizei, sondern auch zu einem festen Bestandteil in der Symbolik oppositioneller Gruppen. Es ging nicht mehr nur um einzelne Beamte, sondern um eine generelle Kritik am Polizeisystem, das als repressiv und autoritär empfunden wurde.
Heute steht ACAB für weit mehr als nur Rebellion. Es ist ein Spiegel gesellschaftlicher Missstände und Ausdruck eines tiefen Misstrauens gegenüber staatlichen Institutionen. Die Geschichte des Begriffs zeigt, wie sehr Sprache als Werkzeug des Protests dienen kann – mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt.
Sprachlicher und kultureller Kontext
Internationale Verbreitung von ACAB
ACAB ist längst kein rein englischsprachiger Ausdruck mehr. Die vier Buchstaben haben sich rund um den Globus verbreitet – von Europa über Südamerika bis nach Asien. In Ländern wie den USA, Frankreich, Italien oder Brasilien ist der Begriff in linken und anarchistischen Bewegungen weit verbreitet. Je nach Land und kulturellem Hintergrund hat ACAB leicht unterschiedliche Bedeutungen, wird aber fast immer im Kontext von Polizeikritik verwendet.
In den USA beispielsweise wurde ACAB besonders im Zuge der Black Lives Matter-Bewegung populär. Dort ist er eng mit dem Kampf gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus verbunden. Auch in Südamerika ist der Begriff präsent – oft in Verbindung mit Protesten gegen staatliche Unterdrückung und Korruption.
Interessant ist, dass ACAB trotz sprachlicher Barriere weltweit verstanden wird. Die Buchstabenfolge hat sich zu einer Art internationalem Symbol entwickelt – vergleichbar mit einem Logo oder Emblem, das für eine bestimmte Haltung steht. Gerade durch Social Media wurde dieser Effekt noch verstärkt. Hashtags wie #ACAB oder #1312 (eine alternative Schreibweise, basierend auf den Buchstaben im Alphabet) tauchen immer wieder auf.
Der internationale Gebrauch zeigt auch, dass die Probleme, auf die ACAB hinweist, kein nationales Phänomen sind. Polizeigewalt, Machtmissbrauch und institutionelle Ungleichheit sind Themen, die viele Länder betreffen – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.
Verwendung im deutschsprachigen Raum
Im deutschsprachigen Raum ist ACAB spätestens seit den 1990er Jahren bekannt – vor allem in der linken Szene und unter Fußball-Ultras. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz dient der Ausdruck als Kritik an der Polizei und staatlicher Repression. Dabei wird ACAB sowohl in Graffitis als auch in Liedtexten, auf Bannern bei Demos oder auf Kleidung verwendet.
In der Ultraszene etwa gilt ACAB fast als Standardmotiv. Hier steht es jedoch nicht nur für politische Kritik, sondern auch für den Konflikt zwischen Fans und Polizei, der in vielen Stadien regelmäßig ausgetragen wird. Die Polizei wird dabei oft als übergriffig wahrgenommen – Stichwort „Kollektivstrafen“ oder „unverhältnismäßige Gewaltanwendung“.
Auch in linken politischen Gruppen ist ACAB ein gängiger Ausdruck. Es geht hier oft um die Ablehnung staatlicher Gewalt, insbesondere bei Demonstrationen oder Hausbesetzungen. Die Polizei wird als Werkzeug der herrschenden Verhältnisse gesehen – als Instanz, die Veränderung verhindern soll.
Gleichzeitig gibt es aber auch im deutschsprachigen Raum immer wieder Diskussionen über die Grenzen der Meinungsfreiheit. Darf man „ACAB“ öffentlich sagen oder schreiben? Was ist mit Aufdrucken auf T-Shirts? Diese Fragen beschäftigen Gerichte, Politiker und die Gesellschaft gleichermaßen – ein Thema, das wir im nächsten Abschnitt vertiefen.